Warum ich ADOS nicht nutze

Die Diagnostik von Autismus ist ein komplexer Prozess, der weit mehr erfordert als standardisierte Tests. Als erfahrene Diagnostikerin setze ich bewusst nicht auf das ADOS (Autism Diagnostic Observation Schedule) – und möchte Ihnen erklären, warum.

1. ADOS ist ein Werkzeug, aber kein Allheilmittel ADOS wurde entwickelt, um in Forschung und Klinik bestimmte autistische Merkmale zu erfassen. Es ist ein strukturiertes Beobachtungsinstrument, das vor allem auf soziale Interaktion und Kommunikation fokussiert. Doch Autismus zeigt sich bei jedem Menschen anders: Manche maskieren ihre Schwierigkeiten, andere haben spezifische Stärken, die ADOS nicht abbildet. Ein Test, der auf 30–60 Minuten Beobachtung basiert, kann kein ganzheitliches Bild liefern – besonders nicht bei Erwachsenen, Mädchen/Frauen oder Menschen mit hohem .

2. Risiko der Unter- oder Fehldiagnostik Studien zeigen, dass ADOS besonders bei hochfunktionalen Autist:innen, Mädchen/Frauen oder Menschen mit komorbiden Störungen (z. B. ADHS, Angst, Depression) oft falsch-negative Ergebnisse liefert. Das bedeutet: Betroffene erhalten keine Diagnose, obwohl sie Unterstützung bräuchten. Ich setze stattdessen auf mehrdimensionale Verfahren:

  • Anamnesegespräche (Biografie, Entwicklungsgeschichte, Alltagserfahrungen)
  • Fremdanamnese (z. B. Eltern, Partner:innen, Lehrkräfte)
  • Screening-Instrumente wie AQ-50, RAADS-R und CAT-Q – kombiniert mit klinischer Expertise

3. Autismus ist mehr als „soziale Defizite“ ADOS bewertet vor allem soziale Interaktion und repetitive Verhaltensmuster. Doch Autismus umfasst auch:

  • Sensorische Besonderheiten (z. B. Überempfindlichkeiten)
  • Exekutive Funktionen (Planung, Flexibilität)
  • Emotionale Regulation (z. B. Burnout-Risiko)
  • Stärken wie Detaildenken, oder spezielle Interessen Diese Aspekte werden in ADOS kaum berücksichtigt – ich möchte aber Ihre gesamten Erfahrungen verstehen, nicht nur eine Momentaufnahme.

4. Individuelle Diagnostik statt „Kochbuch“-Verfahren Jeder Mensch ist einzigartig. Deshalb passe ich meine Methoden an:

  • Bei Kindern nutze ich spielerische Beobachtung und Entwicklungsanalysen.
  • Bei Erwachsenen stehen Lebensgeschichte, Beruf und Beziehungen im Fokus.
  • Bei komplexen Fällen (z. B. ADHS + Autismus) arbeite ich mit differenzierten Fragebögen und . Mein Ziel ist nicht, eine „Checkliste“ abzuarbeiten, sondern Ihre Perspektive zu verstehen – denn Sie sind die Expert:in für Ihr Erleben.

5. Wissenschaftliche Kritik an ADOS Auch in der Forschung wird ADOS zunehmend hinterfragt:

  • Kulturelle Verzerrung: Normen basieren auf westlich-weißen männlichen Standards.
  • Altersabhängigkeit: Für Erwachsene gibt es keine validierte Version.
  • Subjektivität: Die Auswertung hängt stark von der Erfahrung der Testleitung ab. Ich orientiere mich an aktuellen Leitlinien (z. B. S3-Leitlinie Autismus, ICD-11) und beziehe neue Studien ein – für eine Diagnostik, die mit der Zeit geht.

Was ich stattdessen anbiete

  • Ganzheitliche Anamnese: Zeit für Ihre Geschichte – ohne Zeitdruck.
  • Alltagsnahe Beobachtung: Wie zeigt sich Autismus in Ihrem Leben?
  • Transparenz: Ich erkläre jeden Schritt und beziehe Sie aktiv ein.
  • Stärkenorientierung: Diagnostik soll empowern, nicht pathologisieren.

Fazit ADOS kann ein Baustein sein – aber keine Grundlage für eine fundierte Diagnose. Ich setze auf , auf Dialog statt Testmanual. Wenn Sie eine Diagnostik suchen, die Ihre Einzigartigkeit ernst nimmt, sind Sie hier richtig.