Allgemeiner wissenschaftlicher Stand / Studien

 

Polygenic and developmental profiles of autism differ by age at diagnosis (www.nature.com / Published: ):

Autismus wurde lange als eine Störung betrachtet, die sich bereits im frühen Kindesalter zeigt. Doch viele autistische Menschen erhalten ihre Diagnose erst später im Leben. Bisher war unklar, ob sich früh und spät diagnostizierter Autismus in ihren Entwicklungsverläufen und genetischen Merkmalen unterscheiden.

Eine aktuelle Studie analysierte Längsschnitt-Daten aus vier unabhängigen Geburtskohorten und identifizierte , die mit dem Alter bei der Autismus-Diagnose zusammenhängen:

1. Früh diagnostizierter Autismus

    • Genetischer Faktor: Assoziiert mit einer früheren Diagnose und geringeren sozialen sowie kommunikativen Fähigkeiten in der frühen Kindheit.
    • Komorbiditäten: Nur moderate genetische Überschneidung mit ADHS oder psychischen Erkrankungen.

2. Spät diagnostizierter Autismus

      • Genetischer Faktor: Assoziiert mit einer späteren Diagnose und verstärkten sozioemotionalen sowie verhaltensbezogenen Schwierigkeiten im Jugendalter.
      • Komorbiditäten: Deutlich höhere .

Genetische Einflüsse:

  • Gemeinsame genetische Varianten erklären etwa 11 % der Varianz im Diagnosealter – ähnlich wie soziodemografische oder klinische Faktoren (die meist unter 15 % liegen).
  • Die beiden identifizierten genetischen Faktoren sind nur moderat korreliert (rg = 0,38), was auf unterschiedliche biologische Grundlagen hindeutet.

Bedeutung: Die Ergebnisse zeigen, dass früh und spät diagnostizierter Autismus unterschiedliche Entwicklungswege und genetische Profile aufweisen. Dies hat weitreichende Implikationen für das Verständnis von Autismus und bietet ein Modell, um die Vielfalt innerhalb des Autismus-Spektrums zu erklären.


Fazit für die Praxis: Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit, Autismus nicht als einheitliches Bild zu betrachten, sondern zu berücksichtigen – besonders relevant für Diagnostik, Therapie und Unterstützung.